ENTOMOLOGISCHER VEREIN STUTTGART 1869 E.V

Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Koleopterologen

Geschichte    Exkursionen    Deutschlandverzeichnis   Koleopterologentagung

Geschichte

Gründung

Es begann alles am 28. Mai 1958 bei der ersten von Adolf Horion angeregten mehrtägigen Exkursion württembergischer Käferfreunde nach Oberstotzingen. Dort, bei Paul Dolderer, trafen sich neben Monsignore Horion (Überlingen), Dr. Harald Buck (Stuttgart), Dr. Karl Wilhelm Harde (Stuttgart), Dr. Werner Heiligmann (Welzheim), Hans Kostenbader (Stuttgart), Dr. Rudolf Köstlin (Kornwestheim), Walter Liebmann (Oberkochen), Ursula Pfizer (Ulm ) und Dr. Edmund Ulbrich (Neuhütten). Sie gründeten die Arbeitsgemeinschaft württembergischer Koleopterologen. Wie aus einer „Kleinen Mitteilung“ von Dr. Köstlin in den „Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg“ (1959) hervorgeht, wurden damals folgende Aufgaben als dringlich herausgestellt:

• Erforschung der württembergischen Käferfauna

• Determinatorische Arbeitsteilung

• Herausgabe eines neuen württembergischen Käferverzeichnisses

• Durchführung einer jährlich stattfindenden Gemeinschaftsexkursion

• Abhaltung einer jährlichen Koleopterologen-Tagung

Im Jahr 1968 wurde aus der „württembergischen“ die
Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Koleopterologen (ASK)
.

Die Arbeitsgemeinschaft bestand seit seiner Gründung aus einer zwanglos agierenden Gruppe Gleichgesinnter. Bei der Hauptversammlung des Entomologischen Vereins im März 2014 wurde die Sektionsgründung beantragt und einstimmig beschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft erhielt dadurch den Status einer gemeinnützigen Körperschaft.

Exkursionen

Wie 1958 beschlossen finden bis heute alljährlich zwei Exkursionen mit wechselnden Zielen in wenig besammelten Gebieten Baden-Württembergs statt. Die Untersuchungsergebnisse werden in den Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart publiziert. 2019 fand bereits die 61. Exkursion zur Erforschung der Käferfauna Baden-Württembergs statt. Weiterführende Informationen bei "Exkursionen".

Mitteilungen des Entomologischen Vereins

Um die Exkursionsergebnisse und sonstige entomologisch relevante Themen veröffentlichen zu können wurden 1966 die „Mitteilungen“ ins Leben gerufen. Die ersten Hefte bestanden aus einzeln kopierten, handgeklammerten Din A4-Blättern. Später konnte der immer günstiger werdende Digital- und Offsetdruck – zuerst nur einfarbig, ab 2010 durchgängig farbig – für die Herstellung der Mitteilungshefte genutzt werden. Diese beinhalten überwiegend Beiträge mit faunistischer, taxonomischer, ökologischer und biologischer Thematik, sowie die Vereinsnachrichten. Das jährlich in den „Mitteilungen“ abgedruckte „Protokoll der Hauptversammlung“ und der unregelmäßig erscheinende „Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Koleopterologen“ bietet einen kontinuierlichen Einblick in die Aktivitäten des Vereins bzw. der Arbeitsgemeinschaft.

Publikationen

Neben den vielen Fachartikeln erschien 1969 die erste faunistische Bearbeitung einer Käferfamilie von H. U. Kostenbader, die Coccinellidae (Marienkäfer). Es folgten 1970 und 1971 die coprophagen Scarabaeidae (Dung- und Mistkäfer) von W. Heiligmann, 1968 die Scolytidae (Borkenkäfer) von H. J. Kamp, sowie 1977 die Aaskäfer (Silphidae) von J. Frank. 1979 konnten wir unseren östlichen Nachbarn hilfreich unter die Arme greifen: Die Wasserkäfer von Augsburg erschienen in unseren Mitteilungen. Weitere Faunistiken folgten, besonders zu erwähnen die umfangreiche Publikation über die Apionidae (Spitzmausrüssler) in drei Teilen von R. Köstlin (1973, 1985, 1990). Später kam eine sehr ausführliche Arbeit über die Baumschwämme fressenden Ciidae Baden-Württembergs heraus (Reibnitz 1999). Hier werden nicht nur die jeweiligen Funde behandelt, sondern auch intensiv die Biologie, die Entwicklung und der Lebensraum dieser wenig populären Käferfamilie besprochen.

Auf Grundlage der zahlreich vorliegenden Funddaten begann 1992 unter der Federführung von Jürgen Frank und der tatkräftigen Mitarbeit von Eberhard Konzelmann die Bestandsaufnahme der Käferfauna Baden-Württembergs. 2002 erschienen in der Buchreihe „Fachdienst Naturschutz“ der Landesanstalt für Umweltschutz „Die Käfer Baden-Württembergs 19502000“, die endlich das alte und längst überholte Verzeichnis von v. d. Trappen aus den 1930er Jahren ersetzte und uns eine bessere „qualitative“ Einstufung unserer Sammelergebnisse ermöglichte.

2002 erschien in der Reihe „Grundlagenforschung zum Artenschutzprogramm Baden-Württembergs“ eine erste Bearbeitung über Käfer, die Pracht- und Hirschkäfer von F. Brechtel und H. Kostenbader. In den Bänden dieser Reihe wird nicht nur das Vorkommen einer Art, sondern der gesamte aktuelle Wissensstand der jeweils behandelten Gruppe beschrieben. In ähnlich kompletter Bearbeitung, aber ohne Verbreitungskarten, folgten 2010 die Rüsselkäfer (Curculionidea) und 2018 die Blattkäfer (Chrysomelidae) von J. Rheinheimer u. M. Hassler. Die Laufkäfer (Carabidae) von J. Trautner erschienen 2017 in zwei Bänden.

Da gedrucktes oft sehr schnell veraltet, programmierte Ortwin Bleich (Bad Salzdetfurth) in jüngster Zeit eine datenbankgestützte, für jedermann einsehbare Internet-Webseite mit dem Namen.

Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands

Informationen dazu siehe oben "Deutschlandverzeichnis".
Neben den Mitbegründern S. Gürlich & F. Köhler arbeiten zahlreiche Koleopterologen aus ganz Deutschland aktiv mit, um laufend neue Daten einzupflegen und die Käferfauna nomenklatorisch auf dem aktuellsten Stand zu halten. Es führt das 1998 von F. Köhler und B. Klausnitzer herausgegebene gedruckte „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ fort und ist für den ernsthaft arbeitenden Koleopterologen unentbehrlich.

Als Grundlage für Baden-Württemberg dienten dabei die zahlreichen Datensätze des Käferverzeichnisses von F. Frank und E. Konzelmann und die später in der ASK-Datenbank abgelegten Funde der Arbeitsgemeinschaft. Besonders hervorzuheben ist hierbei die immense Arbeitsleistung von H. U. Kostenbader, der neben seiner Sammlung die in zahlreichen Zeitschriften verstreuten Publikationen über  baden-württembergische Käfer in einer Datenbank erfasste. Die entsprechenden Artikel wurden von ihm besorgt bzw. kopiert, archiviert und in der Vereinsbibliothek im  SMNS hinterlegt, wo sie Interessierten zur Verfügung stehen. 

Höhlenexkursionen

1979 entwickelte sich für einige unter uns ein Hobby innerhalb des Hobbys mit ersten Höhlenexkursionen auf die Alb und in die Chartreuse, einem voralpinen Gebirgsmassiv aus Kalkstein in den nördlichen französischen Alpen. Was hier ganz privat im kleinen Kreis begann, wurde später eine feste Einrichtung. Bis 2019 wurden bereits über 40 Höhlen u. a. in Italien, Frankreich, Slowenien und Kroatien erforscht.

Deutsches Koleopterologentreffen

Die erste Versammlung der Arbeitsgemeinschaft, „Wintertagung“ genannt, fand im Januar 1959 unter Leitung von Dr. Köstlin statt. Im Schloss Rosenstein des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart (SMNS) fanden sich zehn Koleopterologen ein. Die Leitung der ARGE wurde damals zwei Mitgliedern des Entomologischen Vereins Stuttgart übertragen. Ein Amateur-Koleopterologe und ein Vertreter des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart (SMNS) sollten sicherstellen, dass eine große Bandbreite von Interessen vertreten wird. Diese Struktur wurde bis heute beibehalten.

Leitung der Tagung und Arbeitsgemeinschaft

1958–1982: Dr. Rudolf Köstlin, praktischer Arzt und Dr. Karl-Wilhelm Harde, Leiter der Entomologischen Abteilung im SMNS, 1982 gestorben.

1982–1987: Dr. Rudolf Köstlin, gestorben 1987 und Dr. Wolfgang Schawaller, Entomologische Abteilung im SMNS.

1987–2018: Jürgen Frank (Waiblingen-Beinstein), Grafik-Designer und Dr. Wolfgang Schawaller.

2019 bis heute Dr. Till Tolasch, UNI Hohenheim und Dr. Arnault Faille, Entomologische Abteilung im SMNS.

In den Jahren nach 1959 wurde das Treffen in der Außenstelle des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart, am Arsenalplatz in Ludwigsburg abgehalten. In dieser Zeit, Anfang der 60er Jahre, kamen u. a. die Schweizer Kollegen H. Hugentobler, Dr. Viktor Allensbach und Arthur Spälti sowie Dr. G. A. Lohse aus Hamburg hinzu. Damals begeisterte Dr. Freude Dr. Harde und Dr. Lohse für seine Idee, das Bestimmungswerk „Die Käfer Mitteleuropas“ in Angriff zu nehmen. Heute wissen wir, dass mit Erscheinen dieses Standardwerkes die Käferkunde in Mitteleuropa auf eine neue, allseits akzeptierte Basis gestellt wurde.

Die Besucherzahl der Wintertagung stieg in den 70er Jahren rapide an. Dies führte dazu, dass als neue Tagungsstätte das Hotel „Schlosshof“ in Ludwigsburg gewählt wurde. Später mussten dann für die Vorträge zusätzlich noch die Räume des Kulturzentrums der Stadt Ludwigsburg in Anspruch genommen werden.

Die Wintertagung zieht immer mehr Besucher an und es treffen sich hier nun auch die Mitarbeiter des unter dem Kürzel „FHL“ bekannten Bestimmungswerks. Auch nach dem Tod von Dr. Harde 1982 bleibt Dr. G. A. Lohse der Magnet in der fachlichen Organisation der Tagung, mittlerweile tatkräftig unterstützt von Hardes Nachfolger Dr. Wolfgang Schawaller.

Das Tagungsfoto von 1984 liegt leider nur als Silhouettenskizze im Vereinsarchiv vor. Es zeigt 92 Teilnehmer, davon 82 mit den Namen versehen. Die weiterhin steigende Teilnehmerzahl, verbunden mit der problematischen Unterbringungssituation und oft winterlichen Verhältnissen bei der An- und Abreise rief nach einer Veränderung, vor allem als bei der Wintertagung 1986 erstmals auch Besucher aus der (noch) DDR anreisen konnten.

Im Oktober 1986 fand die Tagung deshalb erstmals in Beutelsbach im Remstal statt, idyllisch mitten in den Weinbergen gelegen, ohne winterliche Beeinträchtigungen, dafür aber immer mal wieder mit spätsommerlichen Terassenabenden im Freien. Wir zählten damals ca. 120 Teilnehmer. 1987 hat uns dann mit Dr. Köstlin, der letzte unserer Gründerväter, verlassen. Er hatte den „Umzug“ nach Beutelsbach zwar noch „genehmigt“, an der Tagung konnte er aber schon nicht mehr teilnehmen. Er hatte aber noch die große Freude, seinen langjährigen Brieffreund in Rüsselkäferdingen, Lothar Dieckmann, persönlich kennen zu lernen und beherbergen zu können.

Die Tagung in Beutelsbach hatte 1995 bereits rund 170 Teilnehmer. Mit E. Ulbrich, G. A. Lohse, H. Schaeflein und K. Witzgall mussten wir uns gleich von vier alten Mitstreitern verabschieden. 2001 waren bereits über 200 Besucher anwesend.

Das Anfangs „Wintertagung“ genannte Treffen hieß später „Südwestdeutscher Koleopterologentag“ und wurde auf Grund der starken Resonaz 1991 das „Deutsches Koleopterologentreffen“.

In der langen, von zahlreichen Aktivitäten geprägten Zeit weilten in Beutelsbach viele prominente Besucher, von denen hier beispielhaft einige der inzwischen verstorbenen Kollegen genannt sein sollen: Georg Benick (Lübeck), Claus Blumenthal (Bonn), Siegfried Cymorek (Krefeld),  Alfons M. J. Evers (Krefeld), Georg Frey (München), Karl Wilhelm Harde (Gerlingen), Adolf Horion (Überlingen), Ernst Jünger (Wilflingen), Zolan Kaszab (Budapest), Klaus Koch (Düsseldorf), Gustav Adolf Lohse (Hamburg), Wilhelm Lucht (Langen), Alexander v. Peez (Brixen), Hans Pochon (Bern), Hans Schaeflein (Neutraubing), Hermann Vogt (Darmstadt), Karl H. Wellschmied (München), Walter Wittmer (Basel), Konrad Witzgall (Dachau).